Impuls für den Monat August

Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!

2. Könige 19, 16

Der israelische König Hiskia befindet sich in einer schweren Bedrängnis! Der assyrische Herrscher Sanherib bedroht mit seiner weit überlegenen Streitmacht das Volk Israel. Seine Heerführer verlangen die komplette Kapitulation und die Übergabe der Stadt Jerusalem. Noch dazu verspotten sie Jahwe, den Gott Israels. Sie setzen ihn gleich mit den Göttern der benachbarten Völker, die sie schon unterworfen hatten. „Von deinem Gott wird auch keine Hilfe kommen“, so wollen sie Hiskia zusätzlich demütigen.

Doch König Hiskia ist ein weiser, gottesfürchtiger Mann! Er weiß das sein Gott Jahwe kein menschenerdachter Götze ist, sondern der Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. Darum geht er ins Gespräch mit dem Herrn, breitet sein Lager vor ihm aus und rechnet mit der Hilfe Gottes.

Und die kommt gewaltig!

Sanheribs Heer kommt nicht in die Stadt. Ein Engel Gottes erschlägt 185 000 seiner Krieger. Und später wird gar König Sanherib in seinem eigenen Götzentempel ermordet.

Was für ein schweres Gericht für seine Gotteslästerung! Das ist das historische Geschehen aus 2. Könige Kapitel 19.

Welche Schlüsse ziehen wir aus dieser Geschichte für uns heute? Welche Dinge erleben wir mit Gott?

Das Leben ist eine ernste Sache mit vielen Fallstricken und kein Ponyhof! Gut zu wissen, dass wir einen starken Gott an unserer Seite haben.

Oder verlassen wir uns nur auf unsere eigenen Fähigkeiten? Was, wenn sie nicht ausreichen eine schwierige Situation zu meistern? Resignieren wir dann und werfen alles hin?

Nicht immer kommt Gottes Hilfe so spektakulär wie bei Hiskia. Gott bewahrt auch nicht vor allen Widrigkeiten des Lebens, aber er hilft durch.

Unser Gott ist keine eingebildete Fiktion, keine Wunschprojektion, wie viele Gottesleugner uns weismachen wollen. Ich erinnere da an einen gewissen Richard Dawkins.

Wir können uns Gott in allen Dingen unseres Lebens anvertrauen und er wird erfahrbar sein. Gottes verbindliche Zusage erfahren wir in Psalm 50, Vers 15:

Und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen!

Psalm 50, 15

Das wollen wir unser ganzes Leben tun. Es gibt Menschen, denen das Wasser bis zum Halse steht, wortwörtlich und auch im übertragenen Sinne. Wir sollten es auch dann tun, wenn es uns gut geht. Denn Grund zum Dank für die guten Gaben Gottes auch in dieser gefallenen Schöpfung finden wir alle genügend noch.

Euer
Volker Siegel

Impuls für den Monat Juli

Am Montagabend war bei uns wieder „Soulspace“, eine christlich-künstlerische Meditation, in der Menschen aus verschiedenen Hintergründen jeweils zu demselben Bibeltext etwas gestalten. Das kann ein Lied, Gedicht, Gemälde oder auch ein Kurzfilm sein, je nachdem was gerade zu passen scheint.
Einer unserer regelmäßigen Gäste ist Holger. Holgers wesentliches künstlerisches Werkzeug ist seine Stimme, d.h. er redet meist richtig viel. Wir sind in der Vergangenheit öfters einmal aneinander geraten, weil ich ihm Grenzen setzen musste, damit auch andere Teilnehmer zu Wort kommen. Aber Holger kommt trotzdem sehr gerne zu uns.
Seine geistliche Erziehung war christlich (protestantisch), bis er unter seinen Vorfahren Juden fand. Seitdem sieht er sich emotional und denkerisch der jüdischen Tradition verpflichtet und pflegt das „jüdisch sein“, indem er die Synagoge besucht und in diversen jüdisch-christlichen Gesprächskreisen seine Runden zieht. Er ist breit gebildet, sieht aus wie ein Landstreicher mit Rasta-Locke und trägt immer eine Menge Zeug in seinen Leinenbeuteln mit sich herum. Er vergleicht sich gerne mit Töktök, dem blau-gelb gestreiften Elefanten, der sich als Außenseiter empfindet, weil er nirgends richtig dazu gehört. Vielleicht kennen einige von euch dieses Kinderbuch oder zumindest dieses Gefühl.
Außerdem ist Holger von dem in Berlin allgemein verbreiteten Mischmasch aus fernöstlicher Religiosität geprägt, wo man vehement, fast radikal, verteidigt, dass doch alle Religionen vereinbar seien.
Den Paulus-Satz aus der Rede in Athen hätte Holger sofort unterschrieben:

Der Vers geht – in meiner Bibel allerdings nicht mehr dick gedruckt – weiter:

Paulus stand gerade auf dem Areopag und hielt seine Rede einem ähnlich städtischen Publikum, wie wir es in Berlin haben. Vor ihm die griechischen Denker und Dichter, die sich auf die Lehren ihrer berühmten Vorväter beriefen. Aristoteles z.B. war ein akribischer Beobachter der Natur gewesen und hatte viele Zusammenhänge entdeckt. Ihm war es nicht entgangen, dass der Mensch, mit seiner Fähigkeit rational zu denken, eine Besonderheit darstellte. Deshalb glaubte er, dass der Mensch einen Funken der göttlichen Natur in sich tragen müsse.*
Paulus macht das kultur-technisch sehr geschickt: Indem er eine Denkweise seiner Zuhörer aufgreift, gewinnt er ihre Aufmerksamkeit. Er stellte sich quasi neben sie. Warum brachte Paulus dennoch eine völlig neue Lehre?
Meine persönliche Antwort darauf ist: Paulus lehrte nicht nur eine Denkweise, sondern eine Lebensweise. Als Gläubige wissen wir nicht nur etwas über Gott bzw. Jesus, sondern wir leben ihn ihm.
Jesus sagte:

Das ist eine innige und liebevolle Verknüpfung, die weit über theoretisches Wissen hinausgeht und nur im Vollzug zu verstehen ist.
Zurück zu Holger: Mit ihm könnte ich stundenlang diskutieren, d.h. wahrscheinlich würde es irgendwann in einen Monolog von Holger übergehen, da mein Allgemeinwissen am Ende ist und auch meine Bibelzitate bei ihm nicht mehr fruchten. Trotz aller Evangelisations-Schulungen könnte ich ihn mit Worten nicht überzeugen. Spätestens bei Jesus haben sich immer unsere Geister geschieden. Für ihn ist Jesus einer von vielen Wanderpredigern, wenn auch ein sehr ehrenwerter – für mich ist er mein Ein und Alles. Jesus ist mein Retter, mein Herr, mein Liebhaber und mein König. Ich lebe in ihm und durch ihn, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht im Gespräch mit ihm bin und ihm meine Fragen, Sorgen, Pläne und Freuden anvertraue. Von ihm erwarte und bekomme ich Antworten und in ihm ist meine Hoffnung, was meine Zukunft angeht.


Diese Art von persönlicher Beziehung zu Gott erlebt Holger selbst (noch) nicht. Er hat inzwischen akzeptiert, dass ich in Jesus verliebt bin und sehr empfindlich reagiere, wenn er diesen Punkt infrage stellt. Und er beobachtet mich sehr intensiv. Das ist manchmal echt anstrengend und ich muss aufpassen, dass ich mich an Jesus und nicht an ihm orientiere in dem, was ich sage und auch von meiner Kunst mitteile. Vor einigen Wochen beschwerte er sich, dass wir Christen aber auch alles mit Jesus in Verbindung brächten, selbst alttestamentliche Texte.
Gestern geschah jedoch etwas Außergewöhnliches: Er selbst meinte zu entdecken, dass der Text in Jesaja 58 (… gebt den Hungrigen zu essen…) doch fast deckungsgleich mit der Bergpredigt Jesu sei – ach! Ich habe den Eindruck, dass sein Zusammensein mit uns auf ihn abfärbt. In der liebenden Gemeinschaft von Christen, in der er so sein darf, wie er ist, wird er langsam bereit, sich auch auf deren Einstellungen einzulassen.

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer hat mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt:

“Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie finden es unter den Christen nicht,
weil diese auch dort reden, wo sie hören sollten.”

(ich ergänze: … selbst wenn das manchmal ziemlich anstrengend ist…)

Eure
Almut Siebel

*P.S.: Wer sich einen unterhaltsamen Überblick über die Geschichte der Philosophie aneignen möchte, dem sei das Kinderbuch „Sophies Welt“ von dem Norweger Jostein Gaardner (1991) empfohlen. Es fehlen natürlich die letzten 30 Jahre…