Impuls für den Monat November

Was erwarten wir? Was erwartet uns? Es gibt viele Vorhersagen in der jüngeren Geschichte, die den Zustand unserer Erde und Zivilisation in einem absehbaren Zeitraum beschreiben wollen oder wollten. Ein Einschnitt war sicherlich der Bericht des „Club of Rome“ 1972, der auf der Basis der damaligen Daten vieles an Themen, die uns heute noch beschäftigen, behandelte und zum ersten Mal Computer-unterstützt Prognosen hochrechnete. Manches bewahrheitete sich, wie das Bevölkerungswachstum, anderes nicht: wie der Anstieg einer Unterernährung der Weltbevölkerung, obwohl inzwischen fast 8,2 Milliarden Menschen auf diesem Planeten leben.

Eine andere Art von Vorhersage oder prophetisch anmutender Rede war die von Pastor Martin Luther King in Washington D.C. am 28. August 1963, in der er versartig ausrief „ I have a dream“. Ich habe einen Traum, dass (zum Beispiel) meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden. Eine Zeitenwende wurde dadurch ausgelöst, sodass Selbstverständlichkeiten, wie das allgemeine Wahlrecht, langsam zur amerikanischen Wirklichkeit wurden. Aber „die einfache Kunst, wie Schwestern und Brüder zu leben und einander zu vergeben“ bleibt eine schwierige Kunst. Und Amerika (und wir!) sind eher dabei, dies zu verlernen als in dieser „Kunst“ geduldigen dazu zu lernen. Die Zeitenwende sieht womöglich doch anders aus und die radikalste beschreibt unser Monatsvers.

Die Verheißung, von der Petrus in seinem Brief spricht, steht in Jesaja 65, Vers 17.

Wann soll das sein? Petrus bezieht sich eindeutig auf den Zeitpunkt, an dem diese Welt Zeit, in der wir leben, zu Ende geht. Er spricht wenige Verse vor dem Monatsvers von dem „Tag des Herrn, der kommen wird wie ein Dieb in der Nacht“.

Dieses Bild zeigt, dass wir ein genaues Datum dieses Tages in keinster Weise erahnen oder berechnen können. Das muss aber auch gar nicht sein. Petrus fordert die Gemeinde auf, wach zu bleiben und jede Verzögerung nicht als Grund eines Zweifels zu sehen, sondern als Geduld Gottes, die hilft, dass möglichst viele Menschen ihn noch finden können. Er weist darauf hin, dass 1000 Jahre vor Gott wie ein Tag sein können und ein Tag so lang wie 1000 Jahre.

Martin Luther fühlte sich durch diese Erkenntnis nicht vertröstet und durch den unkonkreten Zeitablauf zu Untätigkeit verdammt, sondern wollte ja bekanntermaßen selbst im Wissen, dass morgen der Tag des Herrn sei, ein Apfelbäumchen pflanzen. Das fand ich schon immer sehr sympathisch.

Vielleicht muss man selber auch etwas älter werden, um Vorfreude auf das zu empfinden, was Jesaja und Petrus beschreiben. Aber mit dieser Vorfreude sind wir mit den Christen durch alle Jahrhunderte hindurch verbunden und sicherlich auch mit denen, die heute unter schwierigen Bedingungen und Verfolgung leben müssen. Diese Vorfreude auf die Gemeinschaft mit unserem Herrn ist real und ich wünsche sie euch.

Euer
Christoph Blanke

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