Impuls für den Monat Mai

Diese Worte aus dem Buch Joel sind erschütternd. Sie beschreiben eine Welt in tiefer Not: Die Felder sind verbrannt, das Wasser versiegt, sogar die Tiere schreien zu Gott. Es ist ein Bild totaler Zerstörung und Verzweiflung. Vielleicht fühlt sich das weit weg an, wie ein altes Szenario aus biblischen Zeiten. Doch bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass diese Beschreibung erschreckend gut in unsere Zeit passt.

Wir leben in einer Welt, die sich zunehmend in Krisen befindet: Klimawandel, Kriege, Umweltkatastrophen und persönliche Lebenskrisen. Die Dürre, die Joel beschreibt, ist nicht nur eine physische Trockenheit, sondern auch ein Bild für das geistliche Leben. Manchmal fühlen wir uns innerlich ausgetrocknet, ohne Kraft und Perspektive. Was können wir in solchen Momenten tun?

Joel gibt eine klare Antwort: Er ruft zu Gott. Nicht aus einem höflichen, kontrollierten Gebet heraus, sondern in einem verzweifelten Schrei. „HERR, zu dir rufe ich!“ – deutlicher übersetzt: „HERR, zu dir schreie ich!“ Denn das ist kein leises Flüstern, sondern ein Ruf, der aus der Tiefe des Herzens kommt.

Bemerkenswert ist, dass Joel inmitten der Katastrophe nicht die Hoffnung verliert. Sein Schrei zu Gott ist kein Zeichen der Resignation, sondern des Glaubens. Er weiß, dass es keinen anderen gibt, der helfen kann. Diese Haltung der Abhängigkeit von Gott ist heute genauso aktuell wie damals.

In unserer Zeit fällt es uns oft schwer, unsere Hilflosigkeit vor Gott zuzugeben. Wir sind geprägt von Selbstständigkeit und dem Wunsch, alles selbst im Griff zu haben. Doch bei Joel sehen wir, dass echte Stärke darin liegt, unsere Schwäche zu erkennen und Gott um Hilfe anzuflehen.

Ein faszinierender Aspekt dieses Textes ist, dass nicht nur Joel zu Gott schreit. Auch die Tiere schreien, und die Schöpfung selbst klagt vor ihrem Schöpfer. Das erinnert uns daran, dass Gott nicht nur der Gott der Menschen ist, sondern der gesamten Schöpfung. Paulus greift dieses Bild im Römerbrief auf, wenn er schreibt:

Unsere Welt sehnt sich nach Erlösung, und wir haben die Verantwortung, als Verwalter dieser Schöpfung zu handeln. Die Umweltzerstörung, die Joel beschreibt, ist eine Mahnung, achtsam mit Gottes Schöpfung umzugehen. Aber sie ist auch ein Bild dafür, dass letztlich nur Gott Heilung, Erneuerung und Erlösung bringen kann.

Was uns Hoffnung gibt, ist die Zusage, dass Gott auf den Schrei seines Volkes hört. In Joel 2,25 verheißt er:

Gott ist ein Gott, der nicht nur sieht, sondern handelt. Er bringt Wiederherstellung, wo alles verloren scheint.

Das gilt nicht nur für die Schöpfung, sondern auch für unser persönliches Leben. Vielleicht erlebst du gerade eine Zeit der Dürre, in der du dich ausgelaugt und allein fühlst. Vielleicht siehst du keinen Weg aus einer schwierigen Situation. Der Schrei zu Gott ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Brücke zu seiner Gegenwart und seiner Hilfe.

Lass uns diesen Monat nutzen, um wie Joel zu Gott zu schreien – für unsere persönliche Situation, aber auch für die Welt um uns herum. Lass uns daran glauben, dass Gott unsere Gebete hört und in seiner Zeit handelt. Vielleicht hilft dir ein ganz persönliches Gebet wie dieses:

Gott hört, wenn wir rufen – und er verspricht, dass er uns nicht alleine lässt. Sein Plan für uns und die Welt ist größer als jede Krise.

Euer
Michael Weber

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