Impuls für den Monat März

Liebe Freunde und Besucher der Ev. Gemeinschaft Kredenbach,

in Epheser 6,18 steht:

Beginnen möchte ich mit einem kleinen Steckbrief zu Ephesus: Die am Meerhafen gelegene wichtige Stadt für Wirtschaft und Militär bot mannigfaltige Versuchungen. Die in der Stadt abgehaltenen Spiele waren eine wichtige Konkurrenz zu den korinthischen und olympischen Wettkämpfen.

Die Gemeinde wurde von Paulus in den Jahren 52 und 55 gegründet, jedoch nach und nach nicht zuletzt auch für externe Ideologien anfällig. Da spielte z. B. die „Artemis,“ eine olympische Gottheit, eine einflussreiche Rolle. Ihr baute man sogar einen Tempel, dessen Ruinen heute noch sichtbar sind. Zeugnisse der Besiedlung gehen bis ins 11. Jhd. v. Chr. zurück.

Im Sendschreiben an die Gemeinde zu Ephesus wird beklagt, dass man die erste Liebe verlassen habe (Offbg. 2, 4-5). Daher können wir das Anliegen des Apostels auch gut verstehen: Unaufhörlich “zu aller Zeit mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste, und eben hierzu wachend, in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen zu beten!”

Das vorab: Beten heißt „Reden mit Gott!“
Haben wir noch die Aussage des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder am Anfang der Pandemie im Ohr?  Als er im Rundfunk sagte: „Deutschland betet!“ Er ist selbst überzeugter Christ! Beten, können wir das so ohne weiteres? JA, behaupte ich.

Ludwig Hofacker sagte im Jahr 1928: “Brüder, betet, betet! Denn Satan hat einen großen Grimm und will das Evangelium unterdrücken. Zwar, der über Cherubim sitzt, wird es ihm schon wehren; aber wir? Ach, dass wir in der lauen, schläfrigen Zeit, die Augen kaum aufgetan, so fallen sie einem schon wieder zu.” So wie den Jüngern in Gethsemane.

Augenschließen und Händefalten sind u. a. äußere Zeichen des Betens. Ich beobachte dabei immer wieder – auch eine äußerliche Erscheinung -, wie sich beinahe auf Kommando unsere Köpfe neigen, sobald wir mit dem Gebet oder dem gemeinsamen Gebet beginnen, Richtung Boden. Wo suchen wir den heiligen Geist? Oft so, als ginge es nicht tiefer. Ein praktischer Tipp aus persönlicher Erfahrung: Gerade wenn man alleine beim Morgen- oder Abendgebet ist, ist es immer ratsam auch für sich „laut“ zu beten. Denn, so auch meine Erfahrung, die Gedanken schweifen oft ab.

Von Ephesus nach Kredenbach: Was trennt uns? Was haben wir gemeinsam? Was würde ein Sendschreiben an die Gemeinde in Kredenbach beinhalten?

Im Siegerland, und nicht nur hier, hat es auch eine Erweckungsbewegung gegeben. Davon zehren wir heute noch, wenngleich der damalige Flächenbrand zu einem, so scheint es, glimmenden Docht geworden ist. Kredenbach hat das auch erfahren. Die alten Brüder und Schwestern hatten viel Zeit fürs Gebet! Zunächst in Wohnzimmern, später im „Vereinshaus“, so wie es im örtlichen Sprachgebrauch auch heute noch lautet. Man kam zusammen aus Wohnzimmern in die Gemeinschaft mit Geschwistern. Dem Gebet wurde viel Bedeutung beigemessen. Manchmal, und das geschah zu meiner Jugendzeit noch, auf Knien. Nicht selten wurde daraus auch eine Predigt, oft sehr zum Ermüden und da nehme ich mich nicht aus! Wer schwer­hörig war, hatte keine Chance dem Beter (damals eine reine Männersache) zu folgen. Man stand wieder auf, setzte sich hin, sang ein Lied – und das gleiche Ritual wiederholte sich, bis dass oft mehr als eine Stunde um war.

Also lieber Paulus, da sind wir uns doch einig. Haltet an am Gebet und betet ohne Unterlass. – Kann man das denn?
Gut, vielleicht war es damals eine andere Zeit, die Versüßungen und Verlockungen, die uns heute ablenken können, gab es in dieser Form und Fülle nicht. Welch eine Fülle von Liedern haben wir alleine in unserem Liedschatz, die uns an die Wachsamkeit und das Gebet erinnern. Aber anhaltend, oder gar ständig, fortwährend?!

Ich denke, es muss nicht immer ein aktives Sprechen sein. Wir wissen alle nur zu gut, dass das Gebet eine ständige und immerwährende Verbindung mit dem Heiligen Geist ist – vielleicht so wie der Strom: Er ist zwar nicht sichtbar, aber hat doch eine beeindruckende Kraft. Öfters am Tag sage ich Gott „Danke!“ für die schönen und positiven Erlebnisse. Aber da ich kein Engel bin, muss ich bekennen: Oft geht der „Gaul“ auch mit mir durch. Ich komme aber nie aufs Abstellgleis, nein, ich bleibe in der Spur, und dort gibt’s eben auch Flüsterasphalt und Schlaglöcher. Ein Gebet muss also nicht immer laut sein, es kann auch im „Kämmerlein“ geschehen. Das meine ich nicht unbedingt im physischen Sinne, nein, im Tagesablauf, bei der Küchenarbeit, beim Autofahren, beim Studium, bei der Arbeit, einfach generell.

Nun sagt unser Text, dass Paulus darum bittet, dass die Gemeinde – wir – auch für alle Heiligen beten sollen. Wer sind heute bei uns die „Heiligen”? Ich darf mal aus meiner täglichen Gebetsliste plaudern. Da sind es die mir bekannten Diener Gottes. Und diese Namensliste beläuft sich auf ca. 32 täglich. Hier hätte ich jetzt ein Ausrufungszeichen setzen können. Habe es bewusst vermieden, denn das würde einem Auf-die-Schulter-Klopfen gleichkommen.

Und was würde nun Paulus uns heute als Gemeinde empfehlen?
Bleibt, wie ihr seid? Weiter so? Oder: Ihr müsst mehr Liebe und Gebet unter- und miteinander haben?         
Mein persönlicher Eindruck ist: Wir sind auf einem guten Weg!

Und abschließend kom­me ich nicht umhin, diese Ver­se zu zitieren:

Euer
Klaus Müller