Impuls für den Monat Februar

Wie stellst du dir Jesus vor, wenn du die Geschichten aus den Evangelien liest?

Aus weltlicher Perspektive wird aus Jesus oft ein ethisch-moralisches Vorbild für gutes Handeln gemacht. Ich glaube, dass auch Christen die Geschichten ihres Retters hin und wieder mit dieser Sicht auf Jesus lesen. Du bist nicht überzeugt? Kannst du dir denn Jesus auch richtig zornig/wütend vorstellen?

Er war es! Zum Beispiel wird in der Geschichte der Tempelräumung in Matthäus 21 in Vers 12 deutlich beschrieben, dass Jesus die Tische der Wechsler und Händler umwarf und alle heraustrieb. Ohne Zorn/Wut wirft man keine Tische um. Noch konkreter finden wir Jesu Zorn/Wut in Markus 3,5 bei der Heilung eines kranken Mannes am Sabbat. Dort heißt es

Wenn unser Herr und Heiland zornig/wütend war, dürfen wir dann nicht auch hin und wieder unseren Zorn/unsere Wut mal so richtig rauslassen?

Und schon sind wir mit dieser Frage bei unserem Monatsspruch und nebenbei auch in einem sehr seelsorgerlich-praktischen Bereich angekommen. Ein praktischer Bereich, indem es auf das Handeln ankommt und man andere Menschen verletzten kann. Ein seelsorgerlicher Bereich, weil man vielleicht schon Verletzungen durch den Zorn anderer erfahren hat oder in seinem Elternhaus nie gelernt hat mit seinem eigenen Zorn umzugehen und ihn richtig rauszulassen.

Die Schlachter-Studienbibel sagt zu Zorn „Nach Maßgabe des NTs kann Zorn sowohl gut als auch böse sein. Das hängt von Motiv und Zweck ab. […]“ Guter Zorn „verabscheut Unrecht, Unmoral, Gottlosigkeit und jede andere Sünde. Wenn ein solcher Zorn selbstlos ist und auf Liebe zu Gott und den Mitchristen beruht, ist er nicht nur erlaubt, sondern befohlen. Jesus zeigte diesen gerechten Zorn.“  Jesus ist uns in dieser Art von Wut/Zorn ein Vorbild, da wir dieses Gefühl benötigen, um dann selbstbeherrscht und überlegt aktiv zu werden, Missstände anzuprangern und für Gottes Reich zu handeln.

Gott scheint allerdings gewusst zu haben, dass wir leider viel öfter mit „Schlechtem Zorn“ zu kämpfen haben, der in erster Linie so gar nichts mit Gottes Reich zu tun hat. So sind wir im Alltag meistens zornig/wütend über das scheinbar schlechte/gemeine/böse/nervige Verhalten unserer Mitmenschen. Wie liebevoll, dass Gott uns durch Epheser 4,26 eine ganz praktische Handlungsanleitung für solche Situationen mitgegeben hat.

  • Zürnt ihr: Wir werden mit dem Gefühl von Zorn/Wut immer wieder in unserer gefallenen Welt konfrontiert. Dafür können wir nichts, dafür müssen wir uns nicht selbst strafen. Es ist einfach ein Gefühl, was manchmal plötzlich/ manchmal schleichend da ist. Wir müssen als Christen nicht so tun, als hätten wir diese Gefühle nicht. Es lohnt sich in Familien/ mit Freunden/ mit einem Seelsorger ehrlich darüber zu reden und seine Wut wahrzunehmen und ruhig auszusprechen.

  • so sündigt nicht: Dabei müssen wir aber sehr darauf aufpassen, dass es bei einer ausgesprochenen Wut bleibt, die nicht sofort zu einer impulsiven (sündigen) Handlung wird. Wir sind Kinder Gottes und Leben aus Jesu Vergebung. Es ist unsere Aufgabe Wut auszuhalten und sie zu Jesus zu bringen. Unsere Wut darf keine anderen Menschen verletzen.

  • lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen: Viel mehr sollen wir direkt/ noch am selben Tag das Gespräch mit unserem(n) Arbeitskollegen/ Ehepartner/Kindern/Mitmenschen suchen, den Grund der Wut ruhig erläutern, vergeben und Vergebung empfangen.

 

Und hier ein paar Fragen an dich:

  • War dir bewusst, dass auch Jesus zornig war und dass es einen Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Zorn gibt?
  • Solltest du dich vielleicht manchmal etwas mehr über Unmoral, Ungerechtigkeit, Gottlosigkeit und Sünde aufregen, um aktiv zu werden?
  • Hast du in deiner Kindheit gelernt, dass man als Christ nie wütend sein darf und schluckst deine Wut fälschlicherweise immer herunter?
  • Kannst du Wut wahrnehmen/aussprechen oder sündigst du daraufhin direkt?
  • Mit wem musst du heute noch etwas klären, bevor die Sonne untergeht?

Ich wünsche uns allen, dass wir diesen Monatsvers praktisch leben!

Lea Schüssler

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