Impuls für den Monat Januar

Jesus sprach zu ihnen: Kommt und seht! 

Johannes 1,39a

So kurz und knapp antwortet Jesus den ersten Jüngern auf ihre Frage nach Orientierung. Vordergründig war die Frage der Jünger sehr einfach: „wo wirst du bleiben?“ oder anders übersetzt: „wo wohnst du“? „Wo ist Deine Heimat und Dein zu Hause“? Und Jesus gibt nun als Antwort keine Anschrift samt Mailadresse heraus. Er versteht die Frage der Jünger in ihrem tieferen Sinn. Die Frage nach dem „Woher kommst Du?“ und „Wohin gehst Du?“ schwingt hier im übertragenen Sinn mit. Es geht um Jesu Herkunft vom Vater und um seinen Weg nach Golgatha. Johannes der Täufer hatte noch kurz vorher seine Zuhörer auf Jesus hingewiesen indem er sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“

Eine irdische Adresse kann und will Jesus nicht angeben. In Matthäus 8 hat Jesus das nochmal pointiert ausgedrückt:

Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Matthäus 8,20

So antwortet Jesus hier also den Jüngern im Blick auf seine Herkunft, seine Sendung und Aufgabe: „Kommt und seht!“


Ist Jesu Antwort zu knapp? Hätte er ausführlicher antworten sollen? Hätte er erklären und Zeugnis geben sollen? Eine Predigt vielleicht? Oder gar eine theologische Abhandlung?
Jesus macht hier keine großen Worte. Er lädt die Jünger ein in die Nachfolge: kommt und seht selber. Überzeugt Euch davon, dass es wahr ist, was Johannes über mich gesagt hat.
Zu einer Zeit als die Christen noch eine Minderheit im römischen Reich waren, wurde Bischof Ambrosius einmal gefragt, wie er es machen würde, einen Heiden zu bekehren. Da hat er geantwortet: „Ich würde ihn eine Zeitlang in mein Haus aufnehmen und bei mir wohnen lassen.“
„Kommt und seht!“ Im persönlichen Beisammensein, gleichsam „bei Jesus zu Hause“ können auch die Jünger ihn am besten kennenlernen und erfahren, wer er wirklich ist. Mit dieser Einladung können die Jünger erfahren, wo Jesus im Tiefsten beheimatet ist, wo er letztlich seinen Ursprung und seine Wurzeln hat.
Wer sich auf Jesus einlässt, der braucht keine großen Erklärungen, der kann erfahren, wie der Glaube wächst und trägt.


Später wird Jesus sagen:

Ich und der Vater sind eins.

Johannes 10,30

Und:

Wer mich sieht, sieht auch den Vater.

Johannes 14,9

Jesus kommt von Gott. Das macht ihn einzigartig. Wie kein anderer ist er Wohn- und Bleibe-Ort Gottes. In Jesus wohnt die ganze Fülle der Gottheit. Wenn wir uns auf Jesus einlassen, wenn wir ihm nachfolgen, wenn wir unser Leben ihm anvertrauen, wenn wir uns auf seinen Ruf hin aufmachen, dann erleben wir Gottes Nähe und finden Heimat bei ihm. Wer Heimat bei Gott gefunden hat, wird selber zum Wegweiser auf diesen Jesus hin.
Jesus hat nicht gesagt: Seid Vortragsredner, sondern Glaubenszeugen!
Appelle helfen wenig. Druck bringt nichts. Theorien haben wir genug. Das Zeugnis ist gefragt, das lebendige Beispiel. „Kommt und seht“ so sollen auch wir Menschen einladen, sich auf diesen Jesus, auf diesen Gott einzulassen.
Glauben entzündet sich am Glauben. Nur Ergriffene ergreifen! Und lebendige Nachfolge entsteht durch Jesu Einladung, auf die wir uns einlassen dürfen und die wir an andere weitergeben sollen.

Herzliche Grüße
Michael Weber

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