Impuls für den Monat Mai

Der 3. Johannesbrief, wahrscheinlich Anfang der 60er-Jahre n.Chr. verfasst, ist neben dem Philemonbrief der einzige Brief im Neuen Testament, der ausschließlich an eine Privatperson gerichtet war, in diesem Fall an einen gewissen Gajus. Möglicherweise war dieser Gajus ein vom „Ältesten“ (Apostel Johannes) bekehrtes „Kind“, es bestand also evtl. eine besondere Beziehung. Diesen Bruder Gajus kann man wohl ohne Ironie und Neid einen „wahren Christen“ nennen, ein Vorbild in der Nachfolge Christi. Jemand, der seinen Worten auch Taten folgen ließ. Damit verhielt er sich ganz im Gegensatz zu Diotrephes, dem Leiter der Gemeinde. Dieser Diotrephes schien ein Lügner zu sein, der schlecht über andere redete, der wenig von Gastfreundschaft hielt und zudem Gemeindeglieder, die nicht nach seiner Pfeife tanzten, aus der Gemeinde schmiss.

In den insgesamt nur 15 Versen des 3. Johannesbriefes geht es zusammengefasst darum, dass Johannes die Gemeinde, zu der Gajus gehörte und in der Diotrephes Leiter war, für einen lieben Bruder auf der Durchreise um gastfreundliche Aufnahme bat. Dies gestaltete sich, bedingt durch den zweifelhaften Leiter aber schwieriger als im Vorfeld angenommen. Im Endeffekt war es einem Rebellen namens Gajus, der sich über die menschengemachten Gesetze des Gemeindeleiters hinwegsetzte, zu verdanken, dass die Bitte Johannes schließlich doch Gehör fand.

Als Vers für diesen Monat ist uns in besonderer Weise der Vers 2 nahegelegt. Ich habe in meiner Auslegung zur Bibel eine, wie ich finde, sehr schöne Erklärung zu diesem Vers gefunden, die ich Euch deshalb nicht vorenthalten möchte:

Ich finde diesen Vers (und die Auslegung) einfach so wunderbar „erdend“. Ein frommer Mann wie der Apostel Johannes hatte, neben dem geistlichen Zustand, auch die weltlichen Belange seines Gegenübers im Blick und wusste genau: Körper, Geist und Seele gehören zusammen – bilden eine Einheit. Geht es auch nur einem dieser drei schlecht, hat das ebenso negative Auswirkungen auf die anderen beiden. Der Satz: „Gesundheit ist nicht das Wichtigste“ klingt zwar nach einem tollen Glaubensmonument. Mir ist aber aufgefallen, dass er so vollmundig meist nur von Geschwistern ausgesprochen wird, die nicht gerade von einer schweren chronischen, lebensbedrohlichen oder stark die Lebensqualität eingrenzenden Erkrankung betroffen sind. Wer hingegen unter solch schweren Umständen sein irdisches Leben Tag für Tag zu meistern hat, für die oder den kann ein solcher Satz wie eine Verhöhnung klingen. Wer permanent unter psychischen u/o körperlichen Schmerzen leidet, dem kann es schwerfallen, mit einem „Halleluja“ auf den Lippen seinem Herrn zu jubilieren.

Und genau das weiß der Schreiber Johannes und unser liebender und fürsorglicher Vater im Himmel, der ihm diese Worte eingegeben hat. Er wünscht sich von Herzen, dass es uns, seinen Kindern, geistlich, seelisch und körperlich gut geht, und er leidet auf der anderen Seite auch mit uns, wenn das nicht so ist.

So leidet unser Vater im Himmel z.B. auch unter dem unendlich vielfältigen und schweren Leid der Menschen in der Ukraine, die von den Folgen dieses sinnlosen Krieges betroffen sind, egal ob in geistlicher, seelischer, körperlicher oder wirtschaftlicher Hinsicht. Und ich bin mir sicher, dass der HERR auch mit den russischen Soldaten leidet, die gegen ihre Brüder und Schwestern in der Ukraine kämpfen müssen, wenn sie ihr eigenes Leben behalten wollen. Oder mit den Menschen in Russland, die sich extrem mutig gegen Putin und seinen Machtapparat stellen, wohl wissend, welche Konsequenzen das haben kann.

Unser Vater leidet auch mit all den Kranken, Verletzten, Verlassenen, Einsamen, Traurigen… in unserer Gemeinde und möchte, dass es uns wohl geht. So dürfen auch wir wissen, die wir gerade unsere Mutter, Oma und Uroma aus unserer irdischen Gegenwart haben gehen lassen müssen, dass unser liebender Vater im Himmel mit uns leidet.

Schließen möchte ich meine Gedanken mit Vers 11:

In diesem Sinne: Gottes Nähe, Geleit und Segen für jeden von Euch ganz persönlich in der Lebenssituation, in der Ihr Euch gerade befindet.

Meine liebe/mein lieber (hier darfst Du Deinen Namen einsetzen), ich wünsche, dass es dir in jeder Hinsicht gut geht und dass dein Körper so gesund ist wie deine Seele.

Mit herzlichen Grüßen von Dirk Münker

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