Impuls für den Monat Mai

Liebe Besucher und Freunde der Evangelischen Gemeinschaft,

wie so oft muss man auch diesen Vers im Kontext betrachten. Einige Korinther vertraten die aus der griechischen Philosophie geprägte Meinung, dass der menschliche Körper für die Beziehung zu Gott bedeutungslos und nur der Geist entscheidend sei.

Daher waren sie der Meinung, dass (Tempel-) Prostitution, um die es hier konkret geht, durchaus mit einem Leben als Christ vereinbar ist. Es spielte ja keine Rolle, wie ein Mensch mit seinem Körper umgeht. Es war alles erlaubt. „Alles ist mir erlaubt“ war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Slogan der Korinther, den Paulus hier zitiert, und diente in Korinth als Rechtfertigung für Unmoral.

Doch Paulus legt ein Veto, ein „Aber“ ein:

„…aber es ist nicht alles nützlich“, sondern vielleicht sogar schädlich.

„…aber es soll mich nichts gefangen nehmen“ und damit unfrei machen.

Wofür schädlich? Und für was sollen wir frei sein?

Paulus schreibt weiter in V. 15: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind…“, und in V. 19: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“

Warum gehören wir nicht uns selbst?

„Denn ihr seid teuer erkauft;“ heißt es in V. 20.  Paulus sagt den Korinthern und uns also, dass sie und wir, als Christen, mit einem hohen Preis von Gott erkauft worden sind, mit dem Leben und dem Tod Jesu.

Es ist deshalb nicht egal, wie wir mit unserem Körper umgehen, weil unser Köper nicht uns gehört, sondern Gott. Wir gehören mit Leib und Seele zu Jesus. In der Antwort zu Frage 1 des Heidelberger Katechismus heißt es (ich nehme die ältere Fassung, weil sie es nochmal deutlicher zum Ausdruck bringt): „Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin.“

Und es ist auch deshalb nicht egal, wie wir mit unserem Körper umgehen, weil er ein Tempel ist. Was ist ein Tempel? Ein Tempel ist ein Ort, der Gott geweiht ist. Er ist Wohnort Gottes und Ort der Anbetung.  Im Tempel wird Gott verherrlicht.

Daher fordert uns Gott durch Paulus auf: „Verherrliche mich in/durch deinen Körper (und natürlich auch in deinem Geist).“ Mit anderen Worten: Repräsentiere mich, wie es meinem Wesen entspricht. Alles ist erlaubt, was Gott so repräsentiert wie es IHM in seiner Heiligkeit entspricht. Es geht hier natürlich nicht um Körperkult, sondern darum, dass durch unser Verhalten Gottes Charakter widergespiegelt wird. Gott zu verherrlichen ist das eigentliche Ziel eines jeden Christen. Und unser Körper ist ein einzigartiges Werkzeug, um Gott sichtbar zu verherrlichen.  Leider gelingt es uns nie, der Heiligkeit der Person, die in uns wohnt zu entsprechen. Aber das sollte uns nicht entmutigen, sondern wir sollten uns immer wieder fragen und fragen lassen (durch Menschen, durch die Bibel, im Gebet): wo gibt es Gewohnheiten in meinem Leben, die mich daran hindern Gott zu dienen und ihm die Ehre zu geben? Bei den Korinthern war es u.a. die Prostitution. Was ist es bei uns? Was nimmt uns gefangen? Wo leben wir in Abhängigkeit von unseren Begierden? Wo konzentriere ich mich zu sehr auf meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle? Wo gibt es falsche Denkmuster (wie bei den Korinthern, die nur den Geist wichtig fanden für die Beziehung zu Gott)? Wie kann ich Gewohnheiten annehmen, die Gottes Heiligkeit entsprechen?

Gott hat uns mit Leib und Seele befreit, als Eigentum erworben, damit wir IHM dienen und IHN damit repräsentieren. Was für eine Wertschätzung! Gott hat uns wirklich teuer erkauft, damit wir IHM, dem Schöpfer des Universums, dem König aller Könige dienen dürfen, hier auf der Erde und dann in Ewigkeit mit einem neuen Körper.  Damit bezieht er uns in viel größere und schönere Ziele mit ein, als wir sie uns je selber ausgesucht hätten!

P.D. Trapp sagt: „In seiner Gnade erlaubt Gott es dir nicht, für dich zu leben. Nein, er befreit dich zu der Erfahrung der Freude für ihn zu leben, der größer ist als du.“

Wir können beten mit den Worten von Gerhard Tersteegen:

…da liegt unser Wille, Seele, Leib und Leben, dir zum Eigentum ergeben. Du allein sollst es sein, unser Gott und Herre; dir gebührt die Ehre.

EG 165, 3; GL 387

Eure
Marion Münker

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